Ungezähmt   mp3-Download   ogg-Download   Text-Download

Am 31. Januar 2024 habe ich nachmittags den finalen Mix für dieses Stück fertiggestellt. Am späten Abend kam unser Sohn Jonathan bei einer Explosion, die unser Haus zerstörte, ums Leben. Jonathan liebte das Lied, der Text passt zu ihm, also widme ich es ihm.

Geschrieben hatte sich das Lied im Jahr davor fast von alleine. Am Ende fiel mir auf, dass das Reimschema völlig durcheinander ist, der Binnenreim im Intro findet keine Entsprechung, sondern mündet in ein A-A-B-A-B-B-Schema, die Bridge wechselt plötzlich von männlichen auf weibliche Reime und der letzte Refrain hat einen Kreuzreim, wo vorher ein Paarreim war. So etwas passiert mir sonst nicht, aber dann dachte ich, dass bei diesem Lied eine traditionelle Ordnung doch unangebracht gewesen wäre.

Ähnlich unsortiert kommt die Musik daher: Die fünf musikalischen Komponenten sind nicht wirklich aus einem Guss, werfen einander nur mal aus der Ferne einen lässigen Harmoniegruß zu. Und während ich in der Bridge die selbst eingespielten Instrumente mal ganz zurücknehme, hat die künstliche Intelligenz am Schlagzeug sich entgegen meiner Intention erst an den Becken, dann an den Toms ausgetobt. Ich wollte das nachträglich korrigieren, aber steht mir das bei diesem Stück zu, das Schlagzeug zu zähmen?

    I:  Ich habe jede Menge Regeln ausprobiert, doch die wenigsten davon haben mich richtig fasziniert. Nein, den Verboten von Idioten bleib ich fern, doch den Geboten meines Herrn folg' ich gern.
  1. Die gesellschaftlichen Normen, die mich gängeln und verformen halt ich ein, so als verstünde ich den Sinn. Ich hab mich unter Kontrolle und spiel artig meine Rolle, bis ich nicht mehr weiß, wer ich wirklich bin.
  2. Bei dir, bei dir, bei dir allein kann ich endlich ganz ich selber sein. Bei dir, bei dir, bei dir, nur bei dir bin ich endlich frei im Jetzt und Hier.
  3. Den gesellschaftlichen Zwängen, die mich formen und einengen lauf ich nach, als ob’s mein eig’ner Wille sei. Ich versuch mich nicht zu rühren, um die Fesseln nicht zu spüren und mir einzureden, ich sei trotzdem frei.
  4. Bei dir, bei dir, bei dir allein kann ich endlich ganz ich selber sein. Bei dir, bei dir, bei dir, nur bei dir bin ich endlich frei im Jetzt und Hier.
    Z:  Dem, der an dich glaubt, ist alles erlaubt, doch ist er frei, auch gerne zu verzichten. Er muss nicht alles probieren, muss nicht andere kopieren, lebt aus Leidenschaft und nicht aus strengen Pflichten. Es gibt nichts, das ihn ängstigt, und nichts, das ihn beschämt, von dir angenommen sind wir frei und ungezähmt!
    Bei dir, bei dir, bei dir allein kann ich endlich ganz ich selber sein. Bei dir, bei dir, bei dir, nur bei dir bin ich endlich frei im Jetzt und Hier.
    Bei dir, bei dir, von dir erkannt werf ich alles ab, was mich noch lähmt. Bei dir, bei dir an deiner Hand bin ich wieder frei und ungezähmt.
    O:  Ungezähmt, ungezähmt, frei und ungezähmt!

Text+Musik: Philipp
2023